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Ethik als Lizenz zum Töten

    Das folgende Flugblatt wurde auf der Veranstaltung mit dem Euthanasiebefürworter Peter Singer verteilt. Er wurde am 29.05.05 zum "Sonntagsgespräch" in die Universität Leipzig eingeladen, um über seine "Globalisierungsethik" zu referieren.


Schöner sterben mit Peter Singer

Das Leben eines Schimpansen habe "einen höheren Stellenwert " als das eines geistig behinderten Menschen. Schließlich kämen auch Hunden, Schweinen und Hühnern "höhere Fähigkeiten " als ihm zu. Daher seien bestimmte Tiere Personen, bestimmte behinderte Menschen aber nicht. Da nur Personen ein Recht auf Leben hätten, müsse man das Leben gewisser Tiere schützen,das behinderter Menschen aber bisweilen nicht. Man täte also behinderten Menschen keinen Harm, wenn man sie töten würde.

Diese Philosophie hat sich nicht ein Marquis de Sade erdacht, sondern sie stammt aus der Feder von Peter Singer. Er wurde von Georg Meggle zum "Sonntagsgespräch "- einem philosophischen Kaffeeklatsch mit Unterstützung der Universität Leipzig und ihres StudentInnenrats - eingeladen. Er ist gleichermaßen Stichwortgeber für militante Tierbefreier, Globalisierungsgegner und Euthanasiebefürworter. Mit verschrobenen Traktaten wie "Muss dieses Kind am Leben bleiben?" und "Menschenrechte für die großen Menschenaffen "hat er aber nicht nur die Herzen von Esoterikern und Ökofaschisten wie "Earth First!" im Sturm erobert.

Singers zweifelhafter Ruf als "umstrittenster, lebender Philosoph "(Ankündigung der Universität Leipzig)war nicht etwa Hindernis, sondern Triebfeder für seine Einladung. Auch wenn seine Schriften Anfang der 90er Jahre noch Widerstand hervorriefen, hat sein prominentestes Machwerk "Praktische Ethik "und damit auch seine Euthanasiebefürwortung längst Einzug in die Hörsäle und Bibliotheken des akademischen Betriebs gehalten. Obgleich der frühere Proteststurm gegen Singers Schriften zur milden Brise abgeflaut ist, gefällt sich Georg Meggle mit der Einladung Singers in der Rolle des Tabubrechers und edlen Streiters für die "Meinungsfreiheit". Aber von "Redeverboten" kann nicht die Rede sein: "Aktive Sterbehilfe "wird bereits in den USA im Bundesstaat Oregon, in den Niederlanden und im Nordterritorium Australiens praktiziert. In Belgien und der Schweiz bleibt die "Beihilfe zum Suizid "straffrei, in Frankreich und Deutschland beherrschte das Thema die Medien und nicht zuletzt die Debatten in den nationalen Ethikkommissionen. Vor wenigen Monaten erst flimmerte der Hungertod der Wachkomapatientin Terry Shiawo über die Fernseher dieser Welt. Georg Meggle will Mauern einreißen, wo kaum noch Zäune stehen.

Auch wenn Peter Singers heute nicht zu seiner Euthanasie-Ethik Stellung nimmt, sondern seine nicht minder beschränkte "Globalisierungsethik " vorträgt, beabsichtigt die Universität Leipzig den Euthanasietheoretiker salonfähig zu machen. Was Grund zur Ausladung des Referenten hätte sein müssen, wird sogar noch als Argument für seine Einladung herangezogen, wenn in der Ankündigung sensationslüstern der "militante Widerstand " gegen Singers Bioethik angeführt wird.

Das an einer deutschen Universität jemandem das Wort geredet wird, der keine Scheu vor einer Befürwortung von Euthanasie zeigt, ist die fatale Konsequenz einer nie stattgefunden Auseinandersetzung um die Rolle der Wissenschaft im Nationalsozialismus. Sie hat maßgeblich an den Ergebnissen der grausamen Experimente an Behinderten im Rahmen der "Aktion T4 "profitiert, der über 70 000 Menschen zum Opfer fielen. Bis heute spielt es wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle, dass der viel gerühmte wissenschaftliche Fortschritt (gerade im Bereich der Humanmedizin) auch auf den Leichenbergen des Nationalsozialismus fußt. In Deutschland nahm das nationalsozialistische Vernichtungsprogramm seinen Ausgang und kann deshalb bei einer Auseinandersetzung mit Euthanasie nicht außen vor gelassen werden.

Die Bioethik Singers kleidet sich allerdings in ein anderes Gewand. Gründete die Sterilisierung und Tötung von Behinderten durch die Nazis noch auf einer Rassentheorie zur "Aufartung des Volkskörpers ", so beruht Singers Bioethik auf einer utilitaristischen Ideologie. Daher liegen auch viele Singer-Gegner mit der Annahme falsch, dass es sich bei seinen Thesen um ein Plädoyer für eine Euthanasie nach nationalsozialistischem Vorbild handele. Sein Ansatz ist ein anderer. Nach Singer können Lebewesen nur als "Personen "gelten, wenn bestimmte empirische Eigenschaften erfüllt sind. Diese liegen laut seinem Buch "Praktische Ethik "in dem "Interesse an der Vermeidung von Schmerz, an der Entfaltung von Fähigkeiten, an der Befriedigung elementarer Bedürfnisse wie Nahrung und Behausung, am Genuss von Freundschaft und Liebe in der Beziehung mit anderen und an der Freiheit, eigene Pläne zu verfolgen, ohne dass man von anderen gestört wird." Weiterhin heißt es "Eine Person ist vernunftbegabt, rational und hat Zeitgefühl. Demzufolge (sind) manche Angehörige anderer Gattungen Personen, manche Angehörige unserer eigenen Gattung nicht." Singers utilitaristische Ideologie presst den Menschen in das Begriffskelett von der "Person ",welches nur empirisch erfahrbaren Kriterien genügen darf. Alle Momente menschlichen Lebens, welche nicht den Gesetzen des Empirismus gehorchen, werden von der utilitaristischen Ratio ausgelöscht. Gilt in der Warengesellschaft der Mensch auch nur solange als Subjekt, wie es ihm gelingt, seine Arbeitskraft in der kapitalistischen Warenproduktion zu veräußern, so tut die utilitaristische Ideologie nichts anderes, indem sie den Menschen auf ein Ding mit empirisch erfahrbaren Eigenschaften zusammenstreicht. Subjekt ist nach Singer, wer "Zeitgefühl "besitzt, sich also schon in den kapitalistischen Takt von Stunde, Minute und Sekunde zu fügen weiß. Dass diese abstrakte Zeit aber erst zum Takt der Gesellschaft und damit des Menschen wurde, ist eine Erfindung des Kapitalismus. In vorkapitalistischen Gesellschaften war der Tag keineswegs in gleich große Zeitquanta aufgeteilt, nach denen sich das Leben gerichtet hätte. Dass bisher auch kein Tier gesehen ward, welches seinen Alltag in abstrakte Zeiteinheiten eingeteilt, sei als "Schönheitsfehler" der singerschen Gleichmachung von Mensch und Tier nur angemerkt.

Singer kann keinen Begriff von Gesellschaft vorweisen, weil der Begriff "Person "abgelöst von Geschichte und Vergesellschaftung des Menschen steht. Die gesellschaftlichen Verhältnisse unter denen Menschen leben und die sie selbst hervorbringen, vermag dieser Begriff nicht zu fassen. Daher gibt es für Peter Singer auch keine Trennung von Tier und Mensch. So schreckt er nicht davor zurück, selbst Tieren die Fähigkeit zur Selbstreflexion zuzuschreiben:"Wenn man etwa ein schwerstbehindertes menschliches Kind mit einem nichtmenschlichen Tier, zum Beispiel einem Hund oder Schwein vergleicht, so findet man häufig heraus, dass die Tiere höhere Fähigkeiten in Hinblick auf Verstand, Selbstbewusstsein, Kommunikation und viele andere Dingen aufweisen. "Da er Metaphysik in seiner Philosophie durchstreicht, muss sein Denken den Menschen auf empirisch erfahrbares reduzieren und ihm im Zweifelsfall dem Tod überantworten:"Ist ein Wesen nicht leidensfähig oder nicht fähig, Freude oder Glück zu erfahren, dann gibt es nichts zu berücksichtigen. "Die zur utilitaristischen Ideologie geronnene Aufklärungsvernunft gebiert ihr barbarisches Moment:"Sofern der Tod eines geschädigten Säuglings zur Geburt eines anderen Kindes mit besseren Aussichten auf ein glückliches Leben führt, dann ist die Gesamtsumme auf ein glückliches Leben größer, wenn der behinderte Säugling getötet wird." Das größte Glück der größten Zahl (Jeremy Bentham) erreicht den Zweck eines glücklichen Lebens durch die Tötung menschlichen Lebens.

Die Gleichsetzung von Mensch und Tier geht bei ihm so weit, dass er Tieren "ein noch größeres (Recht auf Leben)als den erwähnten zurückgebliebenen oder senilen Menschen "zurechnet. Weil er nicht mehr zwischen Mensch und Tier scheidet und keinen Begriff vom Antisemitismus hat, leugnet er wie seine Kumpels von der Tierrechtsorganisation PeTA die Singularität der Shoa: Dem Schriftsteller Isaak Singer beipflichtend behauptet Peter Singer in einem Interview mit dem Fernsehsender Arte "Für Tiere ist jeden Tag Treblinka. Unser Verhältnis zu Tieren ist gewissermaßen ähnlich dem, das man zu den Juden hatte."

Der Euthanasiefan Peter Singer repräsentiert aber nur die gegenwärtige gesellschaftliche Verfasstheit. Einer Gesellschaft, welcher der Mensch nur als "Arbeitskraftbehälter "für den Selbstzweck der abstrakten Verwertung des Werts gilt, muss eben jede Existenz nivellieren, welche diesen Kriterien nicht genügen kann. In diesem Sinne sondert die Bioethik die "Personen" von den "Nichtpersonen", wobei die Einen die Früchte der bürgerlichen Freiheit kosten dürfen und die Anderen auf ihre nackte physische Existenz reduziert werden und im Zweifel auch diese noch verlieren. Der Siegeszug der Bioethik kommt dabei nicht von ungefähr in einer Zeit, in der die Gesundheitssysteme, wo sie überhaupt jemals Bestand hatten, abgebaut werden. Erst wird die Gesundheitsversorgung gestrichen, um jene, die deshalb ohne Medikamente und Behandlung dahin siechen, voll gepumpt mit Mitgefühl von ihren Schmerzen zu erlösen und ihnen einen herzlich-warmen Gnadenschuss zu schenken. Voller Mitgefühl und Betroffenheit hat man auch Terry Shiawo vor laufenden Fernsehern verhungern lassen und immer wieder überlegt man laut, ab wann alte Menschen noch medizinische Versorgung erhalten sollten. Eine doppelzüngige Moral ist es, die aus Mitleid Tieren das Leben retten und aus Mitleid Menschen dasselbe nehmen will. Aber die Peter Singers dieser Gesellschaft werden auch für die grausamste Tat noch eine moralische Begründung zu liefern wissen.

Peter Singer würde nicht Peter Singer heißen, wenn es ihm nicht gelänge, noch aus seiner eigenen Borniertheit eine Ethik zu formen. So verhält es sich auch mit seiner Globalisierungsethik. Sie geht von einem so genannten "Machtdreieck "von IFW, Weltbank und WTO aus, was "den Weltmarkt herstellen" würde. Was für Singer eigentlich "Macht" bedeutet, verbleibt im Dunkeln. Damit wird der Begriff zur unhinterfragten Vorraussetzung einer Kritik, die diesen Namen nicht verdient. Der Weltmarkt wird aber nicht durch eine nebulös bleibende Macht hergestellt, sondern durch die kapitalistische Konkurrenz und den diesen Verhältnissen zugrunde liegenden Selbstzweck der Kapitalakkumulation. Dieser fetischistische Prozess ist in seiner Dynamik immer schon auf die Akkumulation von neuem Kapital und damit auf Expansion angewiesen. Der Weltmarkt wird also nicht - wie Singer meint - allein unter Federführung einzelner Interessengruppen wie IWF, Weltbank, oder WTO hergestellt, sondern sie handeln in diesem Sinne nur im Dienste der Kapitalakkumulation. Die wirkliche Steuerungsfunktion der Ökonomie obliegt aber den globalen Kapitalmärkten. Allerdings nicht im Sinne einer Steuerung durch eine bestimmte Personengruppe, sondern als Struktur, die über Bewertung von Aktien, Krediten und die Höhe der Zinssätze die Kapitalakkumulation steuert. Es handelt sich hier nicht um einen bewusst vollzogenen, sondern fetischistischen Prozess. Indem die Beteiligten ihren Privatinteresse folgen und auf fiktive Gewinne in der Zukunft spekulieren, sind sie selbst Teil des Prozesses und bringen durch ihr Handeln die Krisen hervor, die sich wiederum gegen ihre Existenz wenden. Andererseits könnte sich die kapitalistische Produktion inzwischen nicht mehr ohne die Akkumulation von fiktivem Kapital über die Finanzmärkten aufrechterhalten.

Diese Entwicklung ist aber keinesfalls neu, sie wurde eben nur früher national statt international organisiert. Statt dieses Verhältnis zu durchschauen, schlägt sich Peter Singer auf die Seite des nationalen Kapitals und will es gegen das Internationale ausspielen. Da aber heute nationales wie internationales Kapital wechselseitig von einander abhängig sind, kann seine Milchmädchenrechnung nicht aufgehen. Es wird nicht den nationalen Industrien der Boden unter den Füßen weggezogen, sondern umgekehrt, wären diese Industrien ohne Ankoppelung an den Weltmarkt nicht konkurrenzfähig und damit dem Untergang geweiht. Weil er auf diesem Feld selbst kein Land sieht, beschränkt er sich auf das Abstottern naiver ethischer Formeln. So meint er, dass sich im Zuge der globalisierten One Economy "die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst "habe, als ob es jemals Aufgabe kapitalistischer Produktion gewesen sei, Würde statt Mehrwert zu produzieren.

Weil Peter Singer es für unmoralisch und nicht etwa ein notwendiges Verhängnis kapitalistischer Vergesellschaftung hält, dass wenige Menschen auf der Welt viel verdienen und andere verhungern, gelte die moralische Pflicht, dass Gutverdienende 10 Prozent ihres Einkommens "für die Armen" spenden sollen. Warum ausgerechnet 10 Prozent ein "moralischer" Wert sein soll, weiß selbst Singer nicht zu erklären. Ob 9 Prozent schon unmoralisch oder 20 Prozent die inkarnierte Supermoral sind, bleibt sein süßes Geheimnis. Dass der bekennende Gegner des Christentums am Ende der "Praktischen Ethik "zum biblischen "Zehnten für die Armen "zurückkehrt, dokumentiert die bis ins Delirium gesteigerte Idiotie seiner Globalisierungsethik.

Literatur

  • Peter Singer: Praktische Ethik, Stuttgart 1979/1994 (Reclam)
  • Peter Singer :one world,2002,New Haven (Yale University Press)
  • AStA der Universität Köln (Hrsg.):Warum Peter Singer (nicht)reden darf, Köln, 1998
  • Ernst Klee: Dokumente zur Euthanasie, Frankfurt 1997 (Fischer)




  • Schöner sterben mit Georg Meggle

    Da Singer Jude ist, trugen die Reaktionen auch einen Hauch von Antisemitismus. (Georg Meggle)[1]

    Meggle schreitet zur Tat: Er legt fest, dass es Fälle gibt, in denen gilt: "Es geht zunehmend darum, ob im vorliegenden Fall nicht vielleicht der Tod (das Totsein) selber etwas Gutes ist." (Hervorhebung im Original)[2] Bisher hatte der Philosophie-Professor mit Veranstaltungen zu "Terror und der Krieg gegen ihn" und "Deutschland - Israel - Palästina" ‚nur' theoretisch darüber geplappert und plappern lassen, ob Terrorismus nicht im Prinzip eine tolle Sache wäre. Hier aber - und mit der Einladung ausgerechnet an Peter Singer, doch mal übers Leben (wert oder unwert) unter der Globalisierung zu reden erst recht - fängt Georg Meggle an, vom Trottel zum Wicht zu werden: "Es geht hier [...] nämlich sozusagen um unsere geistige -besser gesagt: um unsere begriffliche -Software, die bereits der Selektion der von uns auch nur in Betracht zu ziehenden Lethal-Alternativen zugrunde liegt."[3] Tatsächlich sollte es aber darum gehen, diese akademisch verbrämten und im lockeren Slang vorgetragenen protofaschistischen Entäußerungen einer Tötungsabsicht zu unterbinden. Wenn die "Selektion der [...] Lethal-Alternativen "auf die Tagesordnung gesetzt wird, ist es angebracht, die Veranstaltung, auf der diese Tagesordnung verhandelt werden soll, zu verhindern. Das sahen 1989 in der Bundesrepublik noch relativ viele Leute so. Die Veranstaltungen, auf denen Singer seine "Praktische Ethik " vorstellen sollte, wurden großenteils abgesagt; nur Einer sprang ein und lud den Ausgeladenen ein zur Erläuterung der Selektion: Georg Meggle. Er rechtfertigte die Singersche Todes-Ethik mit dem völlig sinnfreien Argument, es ginge ja immer um die Selbsteinschätzung des Wertes des einzelnen Lebens durch den jeweiligen "Euthanisanden "(sic!)[4] ,ohne sich auch nur im Geringsten darum zu kümmern, dass es bei Singer immerzu um die Tötung von Neugeborenen geht, die angeblich keine Person wären und daher auch beim besten Willen nicht in der Lage sein dürften, den Wert ihres eigenen Lebens einzuschätzen. Schon gar nicht auf die strunzdumme und -wäre sie nicht so gefährlich - lächerliche Weise, die Meggle vorschlägt: in Deutschmark: "Wäre sein Leben noch ca. 50.000 Mark wert, so wäre das genau der Verlust, den man ihm zufügen würde, wenn man ihm sein Leben nähme."[5] Der Vortrag, den Singer auf Einladung Meggles damals hielt, hatte den Titel "Haben schwerstbehinderte Neugeborene ein Recht auf Leben?"[6] Im Gespräch mit Meggle sagte Singer dazu: "Wenn er [der Titel] sich im Deutschen tatsächlich liest, als handele es sich um eine Suggestivfrage, die auf die Antwort ‚Nein 'abzielt, dann ist auch das gänzlich unbeabsichtigt. Ich dachte, es sei eine neutrale Frage."[7] Meggle widerspricht nicht, weil er der selben Meinung ist:‚Man wird doch noch über neutrale Fragen, die das Recht auf Leben betreffen, sprechen dürfen.'

    Heute und hier soll es aber ja gar nicht um die Beantwortung der Frage: "Gibt es diesem Ansatz zufolge so etwas wie lebensunwertes Leben?"[8] gehen.("Die Antwort ist:Ja."[9])Heute und hier soll Peter Singer zur "Globalisierungsethik "sprechen. Es werden also sicher keine Sätze gesagt werden, wie:"Wenn der Fötus nicht denselben Anspruch wie eine Person hat, dann hat ihn das Neugeborene offensichtlich auch nicht, und das Leben eines Neugeborenen hat also weniger Wert als das Leben eines Schweines, eines Hundes oder Schimpansen."[10] Statt dessen wird es nur den schon gewohnten antiamerikanischen Mist zu hören geben, der sowieso jeden Tag in allen Zeitungen steht und dessen Vertreter und Vertreterinnen es trotzdem schaffen, sich als Minderheit zu halluzinieren. Das bislang letzte Dream-Team, das unter Georg Meggles Mitwirkung derartige Realitätsverleugnung betrieb, waren er und Noam Chomsky, die zu Ostern feierlich im Gewandhaus gegen die USA und Israel das Wort ergriffen. Das ist Meggles Lieblingspose: Einer, der ‚heiße Eisen 'anpackt, der sich auf ‚vermintem Gelände 'bewegt, der gegen ‚Denk-und Redeverbote 'angeht. Und das sei nur im Rahmen der Universität möglich, weil die Öffentlichkeit - und insbesondere die Medien - "Schwierigkeiten im Umgang mit der Philosophie"[11] hätten. Immer gebe es Proteste gegen die Veranstaltungen, die er, Georg Meggle, so mutig organisiert; und diese Proteste seien oft von Gewalt geprägt, was ihn im Zusammenhang mit den Protesten gegen Peter Singer bewegt zu fragen:"Wird die Krüppelbewegung zunehmend zur Knüppelbewegung?"[12] oder eben auch nicht zu fragen:"(E)benfalls keine Frage, wie das so aufgeklärte Volk auf den so kriminalisierten Singer ohne weiteres weiterhin spontan am liebsten wohl reagieren würde: Ab ins..."[13] Hier, an der Leipziger Universität, hat Georg Meggle endlich das Klima vorgefunden, das er gesucht hat. Dem Rektor und den Prorektorinnen scheint es - wie im Übrigen auch dem StudentInnenrat - völlig egal zu sein, was in den einzelnen von ihnen mitveranstalteten Vorlesungen gesagt wird. Ihre langweiligen und regungslos vorgetragenen Grußworte beschränken sich jeweils auf Phrasen und die wörtliche Wiederholung der dümmsten von Meggles Einleitungssätze aus dem Internet, also erneut "vermintes Gelände" und "Denk- und Redeverbote ".Und so wird an der Universität Leipzig geduldet und gefördert, was noch vor 15 Jahren nicht möglich war: die Propagierung des Jihad (des "Heiligen Krieges "gegen die Juden) und die Diskussion mit einem, der die Tötung "lebensunwerten Lebens " fordert.

    Als letztens Michael Wolffsohn hier an dieser Universität beklagte, er würde - in Folge seiner Intervention in der "Heuschrecken-Debatte" - E-Mails bekommen, die "braune Brühe" darstellten ,"aber eben auch jede Menge roten Mist", sagte Georg Meggle: "Das kennen wir!" Er konnte damit nur diejenigen meinen, die gegen die Veranstaltungsreihe "Deutschland - Israel -Palästina" protestieren, indem sie Flugblätter verteilen oder sich mit Transparenten vor und in den Veranstaltungsorten aufstellen. Antisemitische Drohungen, die Wolffsohn meinte, hat Meggle nicht bekommen. Er halluziniert sich aber als Opfer - wie er den Gegnerinnen und Gegnern der "Praktischen Ethik" Antisemitismus unterstellt, weil Peter Singer Jude ist. Eine solch dämliche Argumentation wird dann gefährlich, wenn sie zur Verteidigung der zur Praxis drängenden Praktischen Tötungs-Ethik dient. Beim Lesen von Meggles Singer-Rechtfertigungs-Texten gewinnt man den Eindruck, der Autor sei daran interessiert, endlich mit der Tötung "lebensunwerten Lebens " zu beginnen. Genau deshalb ist Professor Georg Meggle nicht mehr länger nur ein Dummkopf, sondern er gefährdet in der Pose des einsamen Tabu-Brechers bewusst das Leben von Menschen.

    Ein weiteres Beispiel für das per .de Opfer-Gehabe des Georg Meggle ist seine Schilderung des Vorfalls,dass die Saarbrücker Zeitung statt "Dr.Meggle " "Dr.Mengele "schreibt (Eine in der Tat nicht zu rechtfertigende Entgleisung): "Die Reaktion der Zeitung auf meinen Protest: ‚Ein Druckfehler, tut uns leid.' Ich wünsche Ihnen, dass Sie nie in eine Lage kommen mögen, in der Sie nachempfinden können, wie man sich bei einer solchen medialen Vernichtungs-Rezeption fühlt. Sie können das einfach nicht wissen. Lassen Sie sich daher gesagt sein: Vergessen Sie nicht, dass sogar die Worte eines Wissenschaftsjournalisten töten können. Christoph Anstötz, ein engagierter Behindertenpädagoge - wir waren, zusammen an die Wand gestellt, rasch Freunde geworden - hat sich, kurz nachdem er sich ähnlichen Angriffen ausgesetzt sah, das Leben genommen. Gott sei dank waren damals meine beiden Kinder schon auf der Welt."[14] Im eigenen Fall werden die großen Worte benutzt: "Vernichtungs-Rezeption", "an die Wand gestellt". Gerettet wurde sein Leben, das durch die Zeitung gefährdet worden war, durch seine Kinder. Georg Meggles Leben ist aber gar nicht gefährdet, so wenig wie das von Peter Singer und all den anderen, denen der Tod von Menschen so wichtig ist, dass sie sich nach Kräften bemühen, das Leben nach wert /unwert zu kategorisieren. Auf der Strecke bleibt dabei -wie bei Georg Meggle schon notorisch -auch die Logik: "Wenn wirklich jedes menschliche Leben unendlichen Wert hat, dann hat es dies auch, egal wie lange es währt. Das legt dann aber einen äußerst gefährlichen Schluss ziemlich nahe: Nämlich den, dass es folglich auch egal ist, wie lange es währt. Denn wie einem Leben durch dessen Verlängerung an Wert nichts hinzuzufügen bleibt, so kann es entsprechend durch Verkürzung, und sei diese noch so umfassend, auch nichts verlieren."[15] Dieser Schluss hat die selbe Qualität wie der Folgende: Prämisse (1): Nichts ist besser als der Ewige Frieden. Prämisse (2): Eine Hammelkeule ist besser als Nichts. Schluss: Eine Hammelkeule ist besser als der Ewige Frieden. Auf das Argument in der Äußerung einzugehen, nämlich dem Leben überhaupt bezifferbaren Wert zuzuordnen, hieße sich bereits auf die Wahnsinns-Ethik Meggles einzulassen und ist daher abzulehnen. Der freundlichen Einladung Georg Meggles, zwanglos und tabufrei miteinander ins wissenschaftliche Gespräch zu kommen, Folge zu leisten, bedeutet in den Fällen, um die es bei den derzeitigen Protesten gegen Veranstaltungen im Rahmen von "Sonntagsgespräch" und "Ringvorlesung Deutschland - Israel - Palästina" geht, die Logik und die Humanität aufzugeben. Daher kann es nicht um Teilnahme an den Diskussionen gehen, sondern allenfalls um deren Verhinderung.

    Fussnoten

    [1] Georg Meggle:Bemerkungen zur Singer-Affäre,in:Semit 3/90,Seite 30
    [2] Georg Meggle:Euthanasie und der Wert eines Lebens, in:Grazer Philosophische Studien, Bd.41, 1991, Seite 208
    [3] ebd., Seite 210
    [4] vgl. ebd, Seite 216ff.
    [5] ebd., Seite 218
    [6] Mir leuchtet nicht ein, wie man so Werte bewahren will. Peter Singer im Gespräch mit Christoph Fehige und Georg Meggle, in:Rainer Hegselmann und Reinhard Merkel, Euthanasie. Beiträge und Stellungnahmen, Frankfurt am Main, 1991 (Suhrkamp), Seite 153
    [7] ebd.,Seite 169
    [8] Georg Meggle: Euthanasie und der Wert eines Lebens, in: Grazer Philosophische Studien, Bd.41, 1991, Seite 216
    [9] ebd.
    [10] Peter Singer: Praktische Ethik, Stuttgart 1979/1994 (Reclam), Seite 169
    [11] www.heise.de
    [12] Georg Meggle: Bemerkungen zur Singer-Affäre, in:Semit 3/90, Seite 32
    [13] ebd.,Seite 31
    [14] Georg Meggle: Schwierigkeiten der Medien mit der Philosophie, 2005, www.heise.de. Anstötz' Engagement hatte unter anderem so ausgesehen: "1990 griff der [inzwischen] verstorbene Dortmunder Behindertenpädagoge Christoph Anstötz die Frage eines amerikanischen Philosophen von 1981 auf, warum man Geistigbehinderte eigentlich nicht 'essen' dürfe. [...] Der Widerwille, einen Schwerstgeistigbehinderten zu essen, sei analog zum Widerwillen, die eigenen Haustiere zu essen, womit gezeigt werden könne, daß Schwergeistigbehinderten so viele Schutzrechte zuständen wie Haustieren, und das sei doch ein Fortschritt." (http://info.uibk.ac.at)
    [15] Georg Meggle: Euthanasie und der Wert eines Lebens, in: Grazer Philosophische Studien, Bd.41, 1991, Seite 214


    == Initiative "Ivri Lider statt Peter Singer"==
    [Nummer:18/2005]
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    Datei wurde angelegt am: 28.07.2005