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left action - linksradikale Gruppen in  Leipzig - Archiv
 

08.05.2009

Rock am Kreuz

"Mit der Knolle in der Wolle!"

Gähn ... moin, moin. Ausgeschlafen?!

Nach ausreichend langem Winterschlaf haben wir nun endlich beschlossen, das Rock am Kreuz mal wieder aus den Federn zu holen. Im vergangenen September waren wir noch mit der Veranstaltung on Tour und haben dem Leipziger Stadtteil Reudnitz einen Besuch abgestattet. Dabei ging es dann um gute Deutsche, bessere Deutsche, böse Nazis und darum, ob wir das nicht alles Mal richtig scheiße finden können. Wir kritisierten den rassistischen, bekloppten Normalzustand in Reudnitz und schlossen mit der Erkenntnis: Das Problem bleibt Deutschland!!

Öde Orte.

An dieser Stelle wollen wir versuchen, die vorangegangen Diskussionen um den Ort, an dem das Rock am Kreuz in diesem Jahr stattfinden soll, transparent zu machen.

Schon im letzten Jahr stand für uns fest, dass der diesjährige Schwerpunkt des "Rock am Kreuz" auf dem "Jahr der Kartoffel", dem deutschen Jubiläumsjahr 2009, liegen soll. Dieser Schwerpunkt sollte nun auch maßgeblich die Ortswahl beeinflussen. Nach langen Debatten um den Veranstaltungsort fiel die Entscheidung schlussendlich auf Connewitz, was uns gleich zum Thema Kiezkult und Lokalpatriotismus kommen lässt. Daher gleich vorab: Wir sind nicht hier um den Kiez als antinational befreite Zone abzufeiern, denn dass Connewitz auch bloß Deutschland ist, hat das Jubelfahnenmeer zu WM und EM einmal mehr eindrucksvoll bewiesen. Dennoch haben wir uns dieses Jahr für den Leipziger Süden entschieden, da wir der Auffassung sind, dass wir hier die meisten Leute mit unseren Inhalten erreichen können. Außerdem hat nun einmal ein Großteil der Gruppen und Projekte hier seine Homebase. Immer nur in den luftleeren Raum zu reden ist zwar Punk, für uns aber keine große Motivation, diese Veranstaltung auf die Beine zu stellen.

Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, das RaK in Lindenau zu machen, um die dort entstandenen Strukturen dabei zu unterstützen, gegen das neu eröffnete NPD-Zentrum vorzugehen. Dies erschien uns gerade in Anbetracht der nahenden Kommunal- und Landtagswahlen wichtig, jedoch sahen wir auch die Gefahr, dass so aus der Veranstaltung eine lokale Anti-Naziaktion werden würde, was angesichts des Hypes um das Superjubiläumsjahr 2009 nicht unserer Priorität entsprochen hätte.

Andere Überlegungen gingen in Richtung Innenstadt, ob der größtmöglichen Öffentlichkeit und der Möglichkeit, dort als Störfaktor bei den Einheitsfeierlichkeiten aufzutreten. Negativ erschien uns hier allerdings die mangelnde, für uns nutzbare, Infrastruktur und die geringere Möglichkeit, Gruppen und Projekten eine Plattform zu bieten.

Das warum ausgerechnet hier, hätten wir so jetzt vielleicht geklärt... aber das warum überhaupt?

60 – 40 – 20 = 0

Kurz einige einleitende Worte. Im September 2007 veröffentlichte die „Arbeitsgruppe Herbst '89“ in Leipzig den Text „Ruf aus Leipzig“. Die Arbeitsgruppe besteht bereits seit 2005 und trat z. B. im letzten Jahr mit der Kampagne „Mein 9. Oktober“ in Erscheinung. In diesem Jahr rechnet Leipzig nun und stellt fest: 40+20=60. Aha. Wir weisen deshalb darauf hin weil wir uns folgendes nicht verkneifen können: IHR SCHMALSPURMATHEMATIKER_INNEN!!! Aber nicht nur aus Leipzig tönen dieser Tage Statements zur Jubelseeligkeit des einig Deutschland. Der Text der bundesweiten Feierlichkeiten kommt mit dem Titel „Jubiläum Einheit und Freiheit “. Anders als der Leipziger Text, der sich und seine Wende abfeiert, freut sich der Text der Bundesregierung über die Verabschiedung des Grundgesetzes und die „Wiederherstellung der Einheit“. Und weil wir auch gern rechnen, zählen wir jetzt mal auf Null runter. Countdown läuft:

60 Jahre Grundgesetz, 60 Jahre Westdeutschland, 60 Jahre Diktaturvergleich, 60 Jahre Opfermythos, 60 Jahre Geschichtsrevisionismus die Erste

Eine „Erfolgsgeschichte“ sei die BRD gewesen, heißt es da bei der Bundesregierung und nicht etwa das Ergebnis des laxen Umgangs der westlichen Alliierten mit Nazideutschland. Elementar ist dabei auch die sogenannte Stunde Null, die Behauptung, nach 1945 habe man in Westdeutschland strikt mit dem Nationalsozialismus gebrochen und alle wären auf einmal Demokraten geworden – schließlich sei man von Hitler verführt und von den Nazis instrumentalisiert worden.. Hier vergisst man, dass die Gründung einer parlamentarischen Demokratie von den westlichen Alliierten angewiesen wurde und nicht die logische Konsequenz geläuterter Deutscher war. Die Erzählkunst deutscher Geschichtsschreiber findet sich hier mal wieder im Umgang mit Diktaturen. Diese kommen nämlich immer mit dem Ufo. Sie haben nichts mit der Bevölkerung zu tun, sie sind irgendwie aufoktruiert, irgendwie etwas Fremdes und irgendwie von einem anderen Stern. Diktaturen sind in dieser Narration abstrakt. Sie existieren im geschichtsluftleeren Raum. Ihre Täter sind verschwunden, Handlungsspielräume und Handelnde existieren nicht mehr. Sich selbst bewusste Subjekte, zu deren guter Überzeugung es gehörte, Nationalsozialisten zu sein, sind auf die Suggestionskraft des Wortes „Diktatur“ abstrahiert. Die Erinnerung an den zweiten von Deutschen begonnenen Weltkrieg, den Überfall auf Polen, und die geplante Vernichtung der europäischen Juden wird unter dem Schleier eines abstrakten Diktaturbegriffs verborgen. Durch die Verleugnung der Täterschaft der Mehrheit der Deutschen bei der Shoa wird eine harmlose deutsche Zivilbevölkerung konstruiert, die es möglich machen soll, sich trotz Auschwitz positiv auf Deutschland zu beziehen. Nur auf solchen Denkfolien kann auch die Teilung Deutschlands als Unrecht angesehen werden. So heißt es bei der Bundesregierung: „Gegen den Willen der Bevölkerung wurde das aus den Kriegskonferenzen der Alliierten hervorgegangene Vier-Zonen-Deutschland, ebenso wie der Kontinent insgesamt, durch den Ost-West Konflikt geteilt“ Dieses Zitat macht die von historischen Konsequenzen befreite Sicht der Autor_innen auf die deutsche Geschichte deutlich. Was glauben sie denn hätten die Alliierten tun sollen? Die Deutschen fragen, was sie jetzt gern hätten? Die Antwort wäre vermutlich gewesen: „Einmal den Führer, und dann die restlichen europäischen Juden umgebracht, bitte“. Wer zwei Weltkriege angezettelt hat, kann doch einfach nicht glauben, noch irgendetwas zu melden zu haben. Dem ewigen Opfermythos der Deutschen entspricht auch das Gejammer, wenn von dem „physischen und moralischen Trümmerfeld, das die nationalsozialistische Diktatur hinterlassen hatte“ die Rede ist. Entpersonalisierung, Subjektlosigkeit und das Verschwinden der Opfer wie der Täter hinter Schlagworten wie „Trümmerfeld“ und „Diktatur“ sind kennzeichnend für das Denken in historischer Konsequenzlosigkeit.

40 Jahre DDR, 40 Jahre Erfolgsgeschichte BRD, 40 Jahre deutsches Kuriosum

Ähnlich verhalten sich die deutschen Geschichtsschreiber mit der DDR. Die DDR war kein Rechtsstaat. D'accord. Die DDR war keine Demokratie. D'accord. Grundlegende Attribute wie die Trennung von Exekutive, Legislative und Judikative sind auch bei genauerem Hinsehen nicht in der politischen Ordnung der DDR zu finden. Mit der Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit sah es nicht viel besser aus. Doch mit Insistieren auf dem Verständnis der DDR als “totalitäre Diktatur unter dem Diktat sowjetischer Hegemonialmacht“, findet man sich argumentativ im ewigen Opfermythos der Deutschen wieder. Man war's ja nicht mal selber... Die Russen waren's... Und da sind ja auch die Aliens wieder! Das einig Volk von Sozialisten, das auf dem Weg zum Sozialismus Werkskollektive gründete, Pionierlieder sang oder in der Armee die Sicherheit des sozialistischen Staates verteidigte, hat sich aufgelöst. Sie alle sind verschwunden und tauchen höchstens noch mal als durchs Dorf getriebenes Stasi-IM-Ferkelchen auf. Handelnde Personen gibt es auch hier nicht mehr. Dagegen steht die Erfolgsgeschichte BRD, auf die alle Geschichte zuströmt und die die DDR als Kuriosum deutscher Geschichte ohne historischen Zusammenhang auf den zweiten Platz verweist. „Der Auftrag des Grundgesetzes, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden, war erfüllt.“ Die DDR als Kuriosum, die BRD als Universalgeschichte, als Ende der Fahnenstange und Desiderat aller Deutschen. Ultimo Finale! Hier endet die Geschichte. Wir fassen noch mal zusammen: Die Deutschen haben sich nichts sehnlicher gewünscht als die BRD. Schade war nur, dass ihnen immer die blöden Diktaturen dazwischen gekommen sind. Und was das heißt? Vermutlich, Vier-Zonen-Deutschland und seinen historischen Ursprung nun endgültig ad acta zu legen.

20 Jahre Wende, 20 Jahre „Wiederherstellung der Einheit“, 20 Jahre Geschichtsrevisionismus die Zweite

Zur Vorwegnahme: Es hat in der DDR der achtziger Jahre tatsächlich Zusammenschlüsse gegeben, die mit Fug, Recht und allen Ehren die Bezeichnung „Bürgerrechtler_innen“ verdient haben. Man möge ihnen zugutehalten, sich nicht für den Zusammenschluss Deutschlands, und nicht für die Nation, sondern für Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit, für Wohlstand und für freie Wahlen eingesetzt zu haben. An eindimensionalem Geschichtsbild und Selbstüberschätzung kaum zu überbieten liest sich jedoch die „Scheitelpunkt“-Rhetorik der Autor_innen des Rufs aus Leipzig. Die etwa 1980 mit der Gründung der Solidarnosc beginnende und 1985 mit der Perestroika sich entwickelnde Veränderung der Welt wird hier auf den Leipziger Showdown “9.Oktober” reduziert. Liebe DDR-Bürger_innen. Ihr habt nicht gedrückt. Ihr wurdet geschubst. Keinesfalls war die Demonstration am 9.Oktober im geschichtlichen Rückblick auch nur annähernd so bedeutend wie 1987 die Anerkennung der ersten ungarischen Oppositionspartei. Ihr seid um den Innenstadtring gelaufen. So what?! Die DDR war so gut wie am Ende. Trotzdem wird im „Ruf aus Leipzig“ mit allem Ernst behauptet, es hätten „in Leipzig, am 9. Oktober [...] 70000 Demonstranten mit dem Ruf 'wir sind das Volk', das SED-Regime [ge]stürzt [...]“. Diese Behauptung ist sowohl größenwahnsinnig als auch historisch nicht haltbar. Der “9.Oktober” habe die “Voraussetzung für […] den weiter voranschreitenden europäischen Einigungsprozess” geschaffen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die Demonstrationen in Leipzig waren das Ende einer etwa zehnjährigen Entwicklung. Man kann auch unterstellen: An dem neuen Deutschen Wesen soll mal wieder die Welt genesen... Die Selbstverständlichkeit, mit der in „Jubiläum, Einheit und Freiheit“ von der „Wiederherstellung der Einheit“ gesprochen wird, lässt ebenfalls tief blicken. Hier wird eine Natürlichkeit der „Einheit“ suggeriert, die vergessen lässt, dass jedes Mal wenn Deutschland geeint war die Nachbarn darunter zu leiden hatten, und dass die Zerschlagung Nazideutschlands notwendig und gut war. Die Feierlichkeiten im Jahr 2009 beziehen sich jedoch nicht nur auf die Wende sondern auch auf die Gründung der BRD. Im Rahmen dessen wird eine BRD als geläutert und tradiert antifaschistisch gefeiert, die angeblich ihre Lehren aus der Vergangenheit gezogen habe und ihrer Verantwortung für die Welt gerecht werden will. Somit wird die Wende zur Basis für eine grundlegende Änderung im Geschichtsrevisionismus, der nun das „nicht trotz, sondern wegen“ pflegt. Gerade die Deutschen, als geläutertes und nun endlich, endlich geeintes Volk, seien berufen, der Welt Frieden und Anstand beizubringen.

Deutschland feiert ne Party und wir kotzen neben's Klo!!!!!

Vor uns liegt ein Jahr voller Einheitsfeierlichkeiten, Jubiläen und anderer großdeutscher Widerwärtigkeiten. Da wir auf dieses Superjubiläumsjahr keinen Bock haben, wird in Leipzig eine Kampagne vom Frühjahr bis Herbst 2009 mit zahlreichen Veranstaltungen, die verschiedenen Aspekte der Kritik am Deutschen Jubeljahr 2009 aufgreifen, stattfinden. Mit "Rock am Kreuz" wollen wir antifaschistische und antirassistische Politik über Kultur zugänglich machen. Wir sensibilisieren für Rassismus, völkisches Denken, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie, nationalen Chauvinismus und Neonazismus. Wir verstehen uns als PR-Aktion für die linken Strukturen in Leipzig und als Auftaktveranstaltung für die diesjährige Kampagne 2009. Es ist eines unserer vornehmlichsten Anliegen, Forum für emanzipatorische Inhalte und Plattform für ebensolche Gruppen und Projekte zu sein. In Zusammenarbeit mit verschieden antifaschistischen Gruppen und Initiativen ist "Rock am Kreuz" eine politische Kundgebung, die in einer Mischung aus klassischen Redebeiträgen zu antifaschistischen und antirassistischen Themen und einer subkulturellen Konzertveranstaltung verschiedenen Akteuren ein Forum bietet.

Den Leipziger Schmalspurmathematiker_innen den Abakus wegnehmen! Deutschland aufs Kreuz legen!!

Line Up:

Testsieger (Pop/Disco)
Trip Fontain (Punk/Noise)
Tapete (Hip Hop)
Plateau Repas(Disco/Elektro/Garagenrave)
Patsy O'Hara (Hardcore)

Antifaschistische Kundgebung „Rock am Kreuz“ am 08.05.09 von 17:00 bis 22:00 Uhr am Connewitzer Kreuz.

Rock am Kreuz

 

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