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09.05.2002

Karl Marx, der Wert, die Kritik

Einladung zur Veranstaltung

Referent: Joachim Bruhn
(Mitglied der Initiative Sozialistisches Forum Freiburg
Autor u.a. des Buches „Was deutsch ist. Zur kritischen Theorie der Nation“ sowie etlicher Texte zur Marxschen Kritik der politischen Ökonomie u.v.a. Themen)


Karl Marx

Die Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx ist die materialistisch dialektische Gesellschaftskritik, der es nicht um die Kritik abstrakter Kategorien wie Staat, Recht oder Geld zu tun ist, sondern um die Formbestimmung des Verhältnisses von Ware, Wert, Geld und Arbeit in ihrer gesellschaftlichen Vermittlung für- wie zueinander. Nicht die abstrakten Dinge an sich, sondern das Wesen der gesellschaftlichen Wirklichkeit, die die Form des Erscheinens erzwingt, gilt es nach Marx zu ergründen. Die Darstellung ist nicht bloße Methode, sondern Kritik des gesellschaftlichen Verhältnisses als Darstellung. Bleibt zu klären, ob sie somit eine kritische Wissenschaft oder vielmehr Kritik jeder Wissenschaft ist.
Marx' Werk in seiner Ambivalenz zu erfassen, geht nicht ohne Erkenntnis- und Ideologiekritik. Marx als Kritiker,erster Marxist und Geschichtsmetaphysiker ist nicht säuberlich zu unterteilen oder aufzutrennen, wie es gerade in den Kram paßt.
Im Mittelpunkt des Vortrages von Joachim Bruhn wird der Versuch stehen, die Relevanz des Verhältnisses von Warenform und Denkform, von Erkenntnis und Ideologiekritik darzulegen.


Der Wert

Das Kapital selbst ist ein einziges blaues Wunder und ein böses Rätsel: das sich selbst verschleiernde Geheimnis der in sich verkehrten Gesellschaft. Der allseitige Zusammenhang von nichts als freien Willen, von nichts als Subjekten, stellt zugleich sich dar als totale Vergesellschaftung nach Maßgabe der Akkumulation des Kapitals.
Das Erstaunliche daran, das zutiefst Befremdliche, ist nicht, wie dies Ganze, das das bestimmt Falsche ist, funktioniert, sondern warum es überhaupt zu funktionieren vermag. (...) Denn daß der Kapitalismus überhaupt funktioniert, daß die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und daß die Herrschaft des Menschen über den Menschen als nichts denn Anthropologie erscheint, daß, wie die Akkumulation des Kapitals, so die Zentralisation der Souveränität mit der unerbittlichen Präzision eines Automaten voranschreitet, daß die Einheit der falschen Gesellschaft durch die Krisen der Verwertung und der sozialen Integration und daß ihre fatale Synthesis durch die permanente Produktion des gesellschaftlichen Elends nicht nur keineswegs von Grund auf erschüttert, sondern, ganz im Gegenteil, durch diese Krisen hindurch ständig aufs Neue an Schwung und Durchschlagskraft gewinnt, daß schließlich keine historische Erfahrung, schon gar nicht die des Nazifaschismus, denkbar ist, die dieses zum autonomen System wie zum autarken Subjekt formierte Kapital nur irgend in Verlegenheit stürzen würde - darin besteht das ganze Rätsel dieser widersinnigen Produktionsweise, ihr Geheimnis und ihr ans Okkulte grenzende Mysterium. (...)
Für Marx, Adorno & Genossen ist „Wert“ (...) kein Begriff, schon gar keiner im alltagsideologischen oder bürgerlich-wissenschaftlichen Sinne des Wortes, kein Begriff, der ein Verhältnis zur unter ihm befaßten Sache dergestalt unterhielte wie eine Schublade zu ihrem wie immer disparaten Inhalt. „Wert“ ist vielmehr bestimmt als der Name eines Etwas, dessen gesellschaftlich spezifische und dessen uneinholbar besondere Qualität in nichts anderem als eben darin besteht, nicht denkbar zu sein, und das heißt: nicht an sich selbst und also für andere nach den Maßgaben humaner Vernunft intelligibel zu sein, daher ein selbstbezügliches Verhältnis absolutistischer Selbstbegründung und Selbstsetzung zu sein. Das, was „Wert“ ist, besticht durch seine Unableitbarkeit, besticht insbesondere durch seine Unableitbarkeit aus Arbeit. (Der Wert ist nicht, wie die Marxismen glauben machen wollten, die entfremdete Selbstdarstellung der Arbeit). (...) Nicht intelligibel, nicht theoretisierbar, also nur ideologisierbar ist der Wert, weil er nichts anderes darstellt als die logische Kategorie der Vermittlung in einem gesellschaftlichen Zustand des totalen Antagonismus und der absoluten Vermittlungslosigkeit, eine Kategorie der gesellschaftlichen Objektivität und damit eine gesellschaftlich objektive Kategorie: Vermittlung als Ding, gesellschaftliche Synthesis als Sache, paradoxale Einheit, die im Geld materialisiert und im Kapital zum Prozeß wird. (...) Daraus folgt, daß „Wert“ allererst keine ökonomische Kategorie ist, daß der unter den „Marxisten“ üblichen ökonomischen Reduktion des Wertbegriffs zu widersprechen ist. (...)


Die Kritik

Der revolutionäre Materialismus oder auch: der kritische Kommunismusder Gegenwart hat die Erfahrung der Shoah und hat die Geschichte des Nazifaschismus nicht einer, wie immer auch kritisch gemeinten Gesellschaftstheorie, anzuhängen und anzukleben, sondern er hat diese Erfahrung vollendeter Negativität in das Innerste seiner Kategorien aufzunehmen und darin als auf ihren Nerv zu reflektieren. Jede Marx-Lektüre, jeder „Marxismus“, der sich weigert, auf diesen Zeitkern der Wahrheit zu reflektieren, ist Müll, schlimmer noch: Ideologie, "deutsche Ideologie" im Marxschen Sinne.
Kritik ist kein Mittel für Kolloquien, fein säuberlich gut und böse, falsch und richtig zu scheiden. Kritik ist als eine Polemik ein Mittel des Kampfes.*


Eine Veranstaltung der Antinationalen Gruppe Leipzig
Kontakt: ang-leipzig@gmx.de


Datum der Veranstaltung: Donnerstag, 09. Mai 2002
Uhrzeit: 19 Uhr
Ort der Veranstaltung: Conne Island, Koburger Sraße 03, 04277 Leipzig-Connewitz

* Bis auf den letzten Satz, der einem öffentlichen Referat Bruhns entnommen ist, sind alle Passagen zu Wert und Kritik dem Text „Das Konzept Materialismus“ der Initiative Sozialistisches Forum (www.isf-freiburg.org) entnommen.

Antinationale Gruppe

 

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